Einleitung


Bei dem Reverse-Engineering einer Senseo Twist HD7870 zum Test auf Autostart-Fähigkeit (siehe Senseo-Autostart, Antwort: leider nein) bin ich auf die Möglichkeit gestossen,

hinsichtlich der Bedienung aus der "Basic"-Version HD7870 die EUR 30,- teurere Mid/High-End-Version HD7872/HD7873 zu machen.

Besonderheit der Mid/High-End Version: Bereits eingebauter Autostart ("Direktstart") für die selbst programmierte Kaffee-Version ab Werk.

Projektstatus: abgeschlossen am 20.09.2015
Letzte Änderung Webseite: 20.09.2015 Erstausgabe


Bitte lesen Sie die Hinweise zu Sicherheit, Markennamen etc. am Ende der Seite!

Wenn man den Autostart gestartet hat und der Deckel noch offen ist, kommt selbstverständlich heisses Wasser raus - also: Immer erst Pad laden, Deckel zu und dann starten!


Upgrade


Analyse

Netterweise gibt es bei Philips keine Leiterplattenvarianten für Basic- Mid- oder Highend-Version der Twist, sondern sie unterscheiden sich lediglich durch

  1. die Bedruckung der Symbolplatte im Touch-Bedienfeld - und das kann man selbst ritzen
  2. die Parametrierung der Elektronik - und die kann man ändern


Bedienfeld erweitern

Zuerst muss man das Bedienfeld aus der Grundplatte der Machine ausbauen, dazu

  1. Die Rückseite der Maschine abnehmen (2x Torx-Schrauben)
  2. den Boiler ausbauen und von der Elektronik abstecken
  3. Die Kappe von der Elektronik abnehmen (Clipse) und die Elektronik ebenfalls ausbauen (Clipse)
  4. Den "Turm" von der Basis trennen (4x Torx im inneren)
  5. Die Basis öffnen (viele Klipse mit sanfter Gewalt)
  6. Das Bedienfeld von der Grundplattenabdeckung trennen (2 Clipse+ 2 Scharniere)

Detailliert kann man sich das im Service-Manual zur HD7870 auf onderdelen senseo ansehen.

Die Symbolplatte liegt nur lose auf der "UI / User Interface"-Elektronik, die netterweise die LED für die "Gespeicherter persönlicher Kaffee"-Funktion (O-Ton Philips) schon bestückt hat. Das entsprechende Stern-Symbol muss man nur mit einem scharfen Gegenstand z.B. einem Teppichmesser in die schwarze Bedruckung ritzen - Position siehe Bilder. Dannach kann die Maschine wieder zusammengebaut werden.
Bei manchen (neueren?) Maschinen ist die Beschriftung/Symbolik nicht gedruckt, sondern ein Aufkleber. Dort kann man mit einem Teppichmesser aber entsprechend ein Stern-Symbol ausschneiden/auskratzen wie bei der bedruckten Platte.

Senseo Twist User Interface
links: UI-Leiterplatte mit Touch-"Antennen" und LEDs,
mitte: Symbolplatte Basic HD7870 ohne Stern-Symbol,
rechts: Userinterface mit selbst geritzten Stern-Symbol



Parametrierung der Elektronik

Vorgehensweise:

  1. Im Zeitfenster 0.5 - 1.5s nach dem Einstecken des Netzsteckers 1- und 2- Tassen gleichzeitig drücken. ->Power-, 1- und 2-Tassen Tasten leuchten.
  2. Einmal Power tippen, um das Programmieren der Füllmenge zu überspringen. -> Power blinkt 1s, dann ist Power- und 1- Tassen Taste beleuchtet.
  3. Die 1-Tasten Taste so oft drücken, bis die "starker, kleiner Kaffee" Anzeige an ist.
  4. Einmal Power tippen, um High-End zu programmieren. ->Power blinkt 1s, dann ist nur noch die 1- Tassen Taste beleuchtet.
  5. Noch einmal Power tippen, um programmieren. ->Power blinkt 1s, dann ist nur noch die 1- Tassen Taste beleuchtet.
  6. Die Maschine schaltet sich ab.
  7. Noch einmal Netzstecker ziehen und wieder stecken - die Memory-Funktion steht jetzt bereit.

Den gesamten Programmierumfang kann man sich im Service-Manual zur HD7870 auf onderdelen senseo ansehen.


Sonstiges zur Twist-Technik


Eine Auflistung, was sonst noch in der Twist neu ist:

  • Der Micocontroller auf der Hautpleiterplatte (4222-248-55122 23 NOV 2011) in der "Säule" der Maschine ist ein Holtek HT66F55 mit 28pins
  • Die separate "Capacitive UI" Leiterplatte für die Touch-Bedienung ist mittels einer SPI-Verbindung angebunden - also mit vollen 6 Leitungen: 1.GND/VSS, 2.VDD, 3. MISO, 4.MOSI, 5.SCLK, 6. SlaveSelect.
  • Die Touch-Bedienung & LEDs werden von einem Atmel Atiny40 (20 Pins) angesteuert, auf der Leiterplatte ist auch ein5-poliger ICSP-Port vorgesehen.
  • Etwas seltsam: Die Versorgungsspannung auf den Leiterplatten wird von 5V im Standby auf 5,25V im Aktivmodus hochgeschaltet.
  • Das Kondensatornetzteil kommt jetzt mit 330nF aus - bei den bisherigen Senseo-Modellen waren es mindestens 470nF, der Standby-Verbrauch wurde also wirklich reduziert.
  • Es gibt auf der Hauptleiterplatte noch einen ungenutzten "Communication" Steckverbinder und einen weiteren Anschluss für einen Hallesensor zur Deckelerkennung "Brewhead". Ich hätte jetzt erwartet, dass der Direktstart nur bei angeschlossenem Sensor funktioniert - also mit Deckel-zu Erkennung... geht aber auch ohne.

Hinweise


Kaffeemaschinen-Umbau ist gerade wegen der Themen Netzspannung und Wasser nichts für Bastler, sollte also nur von Fachkundigen angegangen werden. Das Verändern eines Haushaltsgerätes erfolgt auf eigene Gefahr und lässt meines Erachtens jegliche Garantie- und Gewährleistungsansprüche verfallen.
Der Autor übernimmt keine Haftung für Sach- und Personenschäden, die aufgrund von Informationen dieser Webseite entstehen. Jeder Leser ist dazu aufgefordert, die hier gegebenen Informationen selber nachzuvollziehen und auf Korrektheit zu prüfen.

Verwendete Markennahmen sind Eigentum ihrer jeweiligen Besitzer - hier im wesentlichen Douwe Egberts B.V. und Philips.
Ich stehe mit keiner der genannten Firmen in Verbindung oder habe von ihnen interne Informationen erhalten noch ist dieser Umbau sonstwie von ihnen legitimiert worden.



Es sei hier noch mal ausdrücklich vor Webseiten mit Raspberry-/Arduiono-Erweiterungen an der Senseo gewarnt, die keine galvanische Trennung zwischen Rechner und Senseo per Optokoppler haben!!! NICHT NACHBAUEN!!! Die Elektronik der Senseo ist nicht vom Netz getrennt!!!