Im Motorsteuergerät mit der VW-Teilenummer 028 906 021 GG (Bauteil "J248"), verbaut -unter anderem- im Golf 3 TDI mit der 90kW-TDI-Maschine, Baujahr 1997 mit der Motorkennung 1Z ist ein Drucksensor (genauer: MAP-Sensor, Bauteil "G71") der Fa. Bosch sowie ein Höhengeber (Bauteil "F96") von Motorola enthalten, die kaputtgehen können. Da das neue Steuergerät rund €1000,- kostet, ein repariertes Gerät immer noch um die Hälfte, ist DIY eine preiswerte Alternative...
Fehlerbild im Fahrzeug
Beim stärkeren Beschleunigen, z.B. beim Auffahren auf die Autobahn, ist plötzlich der Schub weg, ein Beschleunigen ist nur noch bis ca. 120km/h möglich, Beschleunigen oberhalb 100km/h ist extrem zäh.
VAG-Diagnose:
Das Steuergerät legt (sporadisch) die Fehlercodes 65535 "Steuergerät defekt" und 00575 "Regelbereich Saugrohrdruck" ab.
Mit dem VAG-Tester kann man im Meßwerteblock 10 der Motorsteuerung die Werte von Luftmassenmesser in mg/H (Feld 1), atmosphärischem Druck in mbar (Feld 2), Ladedruck in mbar (Feld 3) und Gaspedalstellung in Prozent lesen. Bei Vollgas und Vollast muss bei 3000 U/min der angezeigte Ladedruck 1700..2500 betragen. Werte unter 1700 und über 2500 deuten auf diverse Defekte hin. Der Wert für den Atmosphärendruck sollte dem Umgebungsdruck per Barometer entsprechen - also im Flachland um 1000 mbar. Bei abgezogenem Schlauch und eingeschalteter Zündung müssen die Werte Umgebungsdruck und Ladedruck übereinstimmen. Mit einer Einwegspritze am Druckschlauch kann man ebenfalls die grundsätzliche Funktion des Map-Sensors prüfen.
Ursache:
Der MAP-Sensor im Steuergerät misst den Ladedruck des Turboladers. Ist dieses Signal nicht plausibel, drosselt das Steuergerät die Leistung, damit der Turbo im Zweifelsfall nicht zerstört wird. Je nach Beschädigung des Sensors legt das Motorsteuergerät auch Fehlercodes ab. Der Höhengeber misst den Umgebungsdruck und beeinflusst die Gemischbildung im Gebirge.
Projektstatus:
Status: Map-Ersatz eingebaut, Wagen läuft seit 10.02.2010, wurde aber wenig später wegen Rost verkauft
Letzte Änderung Webseite: 14.06.2015 Linkfix
Das unten beschriebene Höhensensor-Fake habe ich nicht eingebaut, da nach Tausch (Map-Sensor) bzw. dem Festlöten der Kabel zum Messen (Höhensensor) wieder funktionierten.
Ach ja, der kleine Text wie immer: Die hier gemachten Angaben können Irrtümer, Fehler, fehlende und Falschaussagen beinhalten. Der Umbau ist nur Sachkundigen empfohlen, Garantien für Funktion und das Ausbleiben von Sach- und Personenschäden übernimmt der Autor nicht. Da diese modifizierte Motorsteuerung die entsprechenden Genehmigungsuntersuchungen nicht durchlaufen hat, führt u.a. der feste (d.h. ohne Werkzeug nicht wieder zu entfernende) Einbau zum Erlöschen der Typgenehmigung des Fahrzeuges! Außer zu Demonstrationszwecken auf privatem Gelände, das nicht der StVZO unterliegt, ist der Betrieb des Fahrzeuges damit nicht mehr erlaubt!
Verwendete Marken- und Produktnamen sind Eigentum der jeweiligen Markeninhaber.
Lösung MAP-Sensor:
Tausch des Bosch-MAP-Sensors gegen einen leicht verfügbaren und günstigen - allerdings nicht pinkompatiblen - Ersatztyp mit gleichen Daten: Der Absolut-Drucksensor Freescale MPX4250AP kostet zwischen €17 und €21 und es gibt ihn z.B. bei Farnell oder k-data.org. Man kann ihn mit einem netten Leiterplatten-Adapter z.B. bei MTRON oder ebay aber auch teurer kaufen, erspart sich damit allerdings die Kabel und das Signalvertauschen.
Das Bosch-Original gibt es wohl auch noch - ist allerdings (wenn man diversen Foren glaubt) ca. 5x teurer.
Vergleich der technischen Daten des Original-MAP-Sensors Bosch 0 273 003 210 mit dem Freescale MPX 4250AP:
Datenblatt MPX4250AP bei Freescale
- Messbereich ist identisch: 20-250kPa
- Kennliniensteigung und -offset sind identisch
- Versorgungsspannung: Vcc_min bei Bosch 0,1V geringer, Vcc_max bei Freescale 0,1V höher
- Stromverbrauch ist identisch
- Ansprechgeschwindigkeit bei Fresscale 1ms, Bosch 4..8ms -> Freescale ist schneller
- Betriebstemperaturbereich bei Freescale etwas weiter: 125 statt 110 Grad
- Maximaldruck bei Bosch 600kPa, Freescale 1000kPa -> Freescale robuster
- Gehäuse ist unterschiedlich - MPX muss alternativ befestigt werden
- Druckanschluss bei Freescale 0,1mm größerer Durchmesser
- Pinout ist unterschiedlich!!!
Das Motorsteuergerät befindet sich beim Golf 3 unter der Abdeckung im Motorraum, unter der auch der Innenraum-Filter liegt. Um die Abdeckung zu entfernen muss man drei Clips-Schrauben lösen und einen Kunststoffschieber in der Mitte der Abdeckung verschieben.
Zum Ausbau des Steuergerätes muss man zuerst den breiten Stecker abziehen, wozu man den Stecker-Sicherungsbügel in Richtung des Druckschlauches schieben muss, was ziemlich fummelig ist. Dann das Steuergerät losschrauben und zwischen den diversen Blechen durchfädeln, die zwei Kreuzschlitzschrauben zur Befestigung am Halterahmen lösen und den Schlauch zur Ansaugbrücke abziehen. Letzteres geht am besten mit Unterstützung durch einen kleinen Schraubenzieher, mit dem man den Schlauch von der Tülle hebelt/schiebt.
Dann löst man die vier Torx-Schrauben auf der Steckerseite und hebelt das Gehäuse vorsichtig auf.
Innenansicht mit Original-MAP-Sensor
Die weisse Verklebung des alten Sensors schneidet man auf und lötet ihn an den drei Lötstellen vorsichtig aus.
Pinout Original-Sensor
Jetzt verkabelt man die Leiterplattenanschlüsse gemäß der beiden Pinbelegungspläne miteinander, isoliert die Anschlusspins am neuen Sensor idealerweise mit Schrumpfschlauch und befestigt ihn mit einer M3-Schraube und Schraubensicherungslack oder Kabelbindern an den Löchern in der Leiterplatte. Die drei nicht benutzten Pins des MPX4250 schneidet man am besten nah dem Gehäuse ab, so dass sie nirgendwo drankommen können. Den Schlauchanschluss nicht vergessen - bei mir war der Schlauch durch Öl und Diesel schon porös geworden, ich habe ihn durch ein Stückchen Silikonschlauch ersetzt.
Beim Basteln an Elektronik natürlich auch darauf achten, dass man mit elektrostatischer Aufladung nichts kaputt macht.
Pinout Ersatzyp
Fertig eingebauter MPX5250,
das schwarze Bauteil rechts oberhalb des Siemens-Chips ist der Höhengeber
Lösung Höhengeber:
Da der Original-Höhengeber Motorola 8 905 958 460 (60-120kPa), für den ich leider kein Datenblatt finden konnte, durch das Anlöten von Kabeln zum Messen wieder "repariert" war, habe ich ihn nicht ausgelötet, sondern nur nachgemessen, was er bei 1000mbar (laut VAG-Tester) Umgebungsdruck an seinem Ausgang ausgibt: 4,00V. Wenn man keine Hochgebirgsfahrten unternimmt, kann man einen defekten Sensor also einfach durch einen Spannungsteiler mit 1%-Metallschichtwiderständen 1,2k von Vout nach VCC und 1,2k + 300Ohm von VOut nach Masse ersetzen.
Ein Ersatztyp könnte der Freescale MPX4115A (gibt es bei Reichelt Elektronik) sein, der ebenfalls bei 1000mBar ca. 4,0 Volt ausgibt - allerdings weiss ich nicht, ob die Steilheit der Kennlinie mit dem Original übereinstimmt.
Datenblatt MPX4115A bei Freescale
Ausgangskennlinie des MPX4115
Höhengeber-Fake
Die drei Widerstände 1,2k nach VCC und 1,2k + 300Ohm nach Masse mit 1%-Metallschichtwiderständen kann man am besten von der Bestückungsseite stehend einlöten - Pinbelegung siehe Bilder.
Höhengeber-Ersatz
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Anschlüsse des Höhengebers von der LP-Unterseite gesehen